Psychologische Beraterin, Coach & Mediatorin
Für Privatpersonen und Unternehmen
Der November ist da und ich erkläre ihn zu einem YESvember - nicht nur, weil ich Geburtstag habe. Ich habe ihn persönlich zu einem Themenmonat auserkoren, der ganz im Zeichen von digitaler Sicherheit und einem gesunden Umgang mit den digitalen Medien steht.
Weshalb YESvember?
Weil ich in diesem Monat Ja sagen möchte zu digitaler Selbstbestimmung und Nein zu jeder Form von Gewalt, die sich zunehmend in die Onlinewelt verlagert hat. Besonders in den Fokus nehme ich die digitale Gewalt, die leider allgegenwärtig geworden ist - von Cyberstalking, Deepfakes über Hassrede bis hin zur Kontrolle in Beziehungen.
Wenn wir an Gewalt, vor allem gegen Frauen denken, haben viele das Bild von körperlicher oder psychischer Gewalt vor Augen, die im direkten Umfeld stattfindet. Doch in unserer zunehmend digitalen Welt hat sich diese Gewaltform verändert und verlagert. Die Täterinnen und Täter nutzen das scheinbar anonyme Netz, um zu bedrohen, zu belästigen und zu kontrollieren. Die Folgen sind nicht weniger gravierend: Digitale Gewalt hinterlässt tiefe psychische und emotionale Wunden und betrifft immer mehr Frauen.
Ein besonderer Tag im YESvember ist der 25. November - der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch bekannt als Orange Day.
Die Vereinten Nationen haben diesen Tag ins Leben gerufen, um ein Zeichen gegen jede Form von Gewalt an Frauen zu setzen und das Bewusstsein dafür zu stärken, dass Gewalt oft im Verborgenen, aber auch im digitalen Raum stattfindet. Weltweit wird an diesem Tag auf das Thema aufmerksam gemacht. In vielen Städten leuchten Gebäude und Wahrzeichen in Orange, um Solidarität zu zeigen und ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.
In unserer zunehmend digitalisierten Welt verschiebt sich auch die Gewalt in neue, digitale Formen. Digitale Gewalt ist keine Zukunftsmusik, sondern Realität und betrifft Menschen aller Altersgruppen und Geschlechter. Die Möglichkeiten für Täterinnen und Täter, Kontrolle und Missbrauch auszuüben, haben sich mit den digitalen Medien drastisch erweitert.
Hier einige Beispiele, wie sich Gewalt in der digitalen Welt äußern kann:
⌁ Cybergewalt und digitale Kontrolle
Oft beginnt Gewalt mit Kontrolle. Im digitalen Raum kann diese Form der Gewalt durch das Ausspähen von Geräten, das Auslesen von Standortdaten und das Einfordern von Passwörtern und Accounts verstärkt werden. Diese Kontrolle endet selten bei den Geräten - sie ist Teil eines umfassenden Missbrauchsmusters, das tief in die persönliche Freiheit eingreift.
⌁ Hate Speech und digitale Belästigung
Hassrede und Belästigungen sind allgegenwärtig in sozialen Medien und Foren. Frauen, marginalisierte Gruppen und junge Menschen sind hier besonders betroffen. Die Worte und Botschaften, die online verschickt werden, treffen nicht weniger hart als Beleidigungen oder Bedrohungen im realen Leben.
⌁ Deepfakes und Missbrauch persönlicher Bilder
Die Manipulation von Bildern und Videos, bekannt als "Deepfakes", kann Menschen online enorm schaden. Täterinnen und Täter verwenden oft gefälschte, realistisch wirkende Inhalte, um Opfer zu erniedrigen oder unter Druck zu setzen. Deepfakes sind ein ernstes Problem, das rechtlich und technisch schwer zu fassen ist, aber unter anderem großes psychisches Leid verursacht.
⌁ Isolation und Zugangsbeschränkung
Auch digitale Isolation ist eine Form der Gewalt. Wenn der Zugang zu sozialen Netzwerken, Messaging-Diensten oder digitalen Geräten gezielt blockiert wird, um Menschen von der Außenwelt abzuschneiden, wirkt das isolierend und nimmt den Betroffenen die Möglichkeit, um Hilfe zu bitten oder soziale Unterstützung zu finden.
Mit YESvember möchte ich darauf aufmerksam machen, dass digitale Gewalt in vielen Formen auftritt und wir alle lernen können, uns besser zu schützen. Oft fühlen sich Betroffene allein und isoliert, wenn sie online angegriffen oder von jemandem digital kontrolliert werden. In diesem Monat möchte ich über die verschiedenen Formen von digitaler Gewalt aufklären, wie wir alle digitale Gewalt erkennen, uns schützen und Unterstützung finden können.
Im Lauf des Monats werde ich also in einzelnen Beiträgen auf die verschiedenen Formen digitaler Gewalt eingehen und konkrete Tipps und Strategien teilen, um sicherer und selbstbestimmter auch im digitalen Raum zu sein.
YESvember ist mein Monat, um digitale Gewalt sichtbar zu machen und gleichzeitig zu zeigen, dass es Wege gibt, sich zu schützen und Unterstützung zu finden. Es ist Zeit, JA zu einem gesunden, sicheren digitalen Leben zu sagen - für uns alle.
Es wichtig, gut informiert und vorbereitet zu sein. Die Organisation hateaid.org hat sich auf den Schutz vor digitaler Gewalt spezialisiert und bietet konkrete, hilfreiche Schritte für den Ernstfall. Diese Notfall-Tipps können Euch unterstützen, wenn Ihr Euch bedroht fühlt und Euch über wirksame Maßnahmen informieren möchtet:
✓ Setzt Eure Social-Media-Profile auf privat
So kann niemand Außenstehendes weitere Informationen über Euch herausfinden.
✓ Veröffentlicht Euren Aufenthaltsort nicht
Postet nichts, woraus Leute schließen können, wo Ihr gerade seid.
✓ Ändert die Passwörter zu Euren Konten
Für den Fall, dass Eure Konten gehackt worden sind. Das ist nicht immer offensichtlich. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr hier präventiv handelt.
✓ Dokumentiert Drohungen
Sammelt alles, was Euch erreicht. So habt Ihr später Beweise. Schaut Euch hier Tipps an, wie Ihr rechtssicher auf verschiedenen Plattformen dokumentiert.
✓ Meldet Drohungen bei der Internetwache der Polizei
Ihr könnt Drohungen online anzeigen, ohne Euer Zuhause zu verlassen. Jedes Bundesland hat eine eigene Online-Wache. Beachtet jedoch, dass manche Bundesländer nur ausgesuchte Delikte online anzeigen lassen. Sollte das so sein, geht direkt zu Punkt 6.
✓ Wendet Euch an die örtliche Polizeidienststelle
Ihr könnt auch direkt zur Polizei gehen und mit ihr über Eure Situation reden. Lasst Euch von einer vertrauten Person begleiten.
✓ Seid nicht allein
In Gesellschaft seid Ihr sicherer und fühlt Euch besser. Zeigt Eurer Familie, Freundinnen und Freunden die Drohungen. Sie können Euch helfen, die Ernsthaftigkeit der Gefahr einzuschätzen. Wenn Ihr mögt, könnt Ihr ihnen auch komplett Eure Social-Media-Konten überlassen, sodass Ihr Euch nicht mit dem Hass befassen müsst und sie Beweise sammeln können.
✓ Übernachtet auswärts
Wenn Ihr zu dem Schluss kommt, dass Ihr zu Hause nicht sicher seid, übernachtet bei Familie oder Freundinnen und Freunden.
Neben den hilfreichen Tipps von hateaid.org gibt es zahlreiche weitere Anlaufstellen, die Euch mit Rat und Unterstützung zur Seite stehen können:
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Unter der Nummer 08000 116 016 erhaltet Ihr rund um die Uhr und anonym Unterstützung bei Gewalt und Bedrohung. Das Hilfetelefon ist eine zentrale Anlaufstelle und bietet Beratung in mehreren Sprachen.
Hilfetelefon Gewalt an Männern
Unter der Nummer 0800 123 99 00 erhalten auch Männer, die von Gewalt betroffen sind, anonyme und vertrauliche Beratung. Das Hilfetelefon ist montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr erreichbar und bietet Betroffenen eine Anlaufstelle für Unterstützung und Rat.
Frauen gegen Gewalt e.V.
Der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe unterstützt von Gewalt betroffene Frauen durch ein bundesweites Netzwerk an Beratungsstellen und Notrufzentralen. Weitere Informationen und Unterstützung gibt es auf ihrer Website.
Klicksafe
Klicksafe ist eine Initiative der EU zur Förderung von Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet. Hier findet Ihr hilfreiche Informationen und Materialien, um Euch sicherer in der digitalen Welt zu bewegen.
Digitalcourage
Diese gemeinnützige Organisation setzt sich für Datenschutz und Grundrechte im digitalen Raum ein. Digitalcourage bietet Workshops, Ratgeber und Kampagnen, um Menschen vor digitaler Überwachung und Missbrauch zu schützen.
Bündnis gegen Cybermobbing e.V.
Das Bündnis engagiert sich für die Aufklärung und Prävention von Cybermobbing und bietet Hilfestellung für Betroffene. Mit speziellen Angeboten für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte setzt sich der Verein aktiv für ein respektvolleres Miteinander im digitalen Raum ein.
Der YESvember soll daran erinnern, dass wir alle das Recht auf ein sicheres und selbstbestimmtes digitales Leben haben. Doch ein gesunder Umgang mit der digitalen Welt bedeutet nicht nur Gefahren zu erkennen und sich zu schützen. Es geht auch darum, bewusst digitale Achtsamkeit zu üben, Bildschirme gezielt zu nutzen und sich abzugrenzen, um Raum für echte Verbundenheit im eigenen Leben zu schaffen.
Mein Ansatz der digitalen Balance hilft dabei, den digitalen Raum mit Klarheit und Selbstbestimmung zu gestalten und so mehr Ruhe und Leichtigkeit in den Alltag zu bringen.
Wenn Ihr tiefer in dieses Thema eintauchen und herausfinden möchtet, wie Ihr persönlich ein gesundes Verhältnis zur digitalen Welt entwickeln könnt, lade ich Euch ein, Kontakt mit mir aufzunehmen. Gemeinsam können wir Wege finden, digitale Medien so zu nutzen, dass sie Euch unterstützen – und nicht belasten.
Copyright © Alle Rechte vorbehalten / 2003-2024 - Christien Marie Wach
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Christien Marie Wach