Psychologische Beraterin, Coach & Mediatorin
Für Privatpersonen und Unternehmen
Beim Digitalgipfel am 21.10. und 22.10.2024 in Frankfurt am Main ist viel über die Zukunft der digitalen Welt gesprochen worden. Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie aus der Zivilbevölkerung haben über die großen Themen wie Künstliche Intelligenz (KI) und die digitale Transformation Deutschlands diskutiert.
Besonders Digitalminister Volker Wissing hat verkündet, dass Deutschland im Bereich der KI eine führende Position in Europa einnehmen wolle. Doch während die Ambitionen groß sind, bleibt die Realität oft weit zurück - besonders in den Bereichen der öffentlichen Verwaltung und der alltäglichen Digitalisierung, dem alltäglichen Leben. Ich habe da so einige Vögelchen zwitschern hören, die das für einen schlechten Witz halten und sich fragen, in welcher Matrix unsere führenden Köpfe leben.
Viele Menschen, die in deutschen Behörden arbeiten, sehen sich mit einem erheblichen Rückstand in der Digitalisierung konfrontiert. Veraltete IT-Systeme, ineffiziente Prozesse und ein chronischer Mangel an Personal erschweren deren Arbeitsalltag. Die Behauptung, Deutschland könne im Bereich der KI europaweit führend werden, wirkt da wie eine Diskrepanz zur tatsächlichen Situation. Es gibt zwar zahlreiche Initiativen, aber die praktische Umsetzung bleibt schleppend. Der Arbeitsalltag vieler Behörden ist noch stark durch analoge Prozesse, schleppende Arbeitsweisen und schlecht funktionierende digitale Systeme geprägt. Schlicht gesagt herrscht hier noch Neandertal.
Captain Kirk würde jetzt wohl sagen: »Der Computer hat einen nicht überhörbaren Dachschaden. Entweder er wird endlich mal generalüberholt, oder verschrottet ...«
Ein zentrales Thema auf dem Digitalgipfel ist die digitale Identität gewesen. Sie stellt die Frage, wie wir uns im digitalen Raum authentifizieren und präsentieren. Während eine gut entwickelte digitale Identität die Sicherheit und den Zugang zu digitalen Diensten verbessern könnte, bleibt Deutschland auch hier zurück. Das Fehlen eines flächendeckenden, einfachen, digitalen Identifikationssystems stellt sowohl Behörden als auch Privatpersonen vor Herausforderungen. Eine digitale Identität ist der Schlüssel zu mehr Effizienz - wenn sie richtig eingesetzt wird. Für die Bürgerinnen und Bürger könnte dies bedeuten, dass Behördengänge vereinfacht werden und Online-Prozesse besser funktionieren. Doch ohne solide Basis bleibt die digitale Identität ein Konzept ohne konkrete Wirkung.
Bei diesem zentralen Thema geht es um die Frage, wie Algorithmen und digitale Systeme die Gesellschaft beeinflussen und ob sie für alle gleichermaßen fair sind. Ein großes Problem sind diskriminierende Algorithmen, die auf voreingenommenen Daten basieren und Menschen aufgrund Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status benachteiligen können. Besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist dies ein drängendes Problem. KI-Systeme, die Entscheidungen treffen - etwa bei der Vergabe von Krediten oder bei Bewerbungsprozessen -, können Ungleichheiten verstärken, wenn sie auf Basis falscher oder verzerrter Daten trainiert werden.
Ein weiteres Problemfeld sind süchtig machende Empfehlungssysteme. Diese Algorithmen werden genutzt, um Inhalte auf Plattformen wie YouTube, Facebook, Instagram oder TikTok vorzuschlagen. Ziel dieser Systeme ist es, das Nutzungsverhalten so zu beeinflussen, dass die Nutzenden möglichst lange auf der Plattform bleiben. Sie analysieren das bisherige Verhalten - welche Videos geschaut worden sind, wie lange jemand scrollt, worauf geklickt wird - und schlagen auf dieser Basis neue, personalisierte Inhalte vor. Dieser Mechanismus kann zu einer digitalen Abhängigkeit führen, was besonders für jüngere Menschen problematisch ist.
Zusätzlich verstärken sogenannte Dark Patterns (täuschende Designstrategien) dieses Phänomen. Dark Patterns sind gezielte Design-Elemente, die Nutzende zu unbewussten Handlungen verleiten. Dazu gehören etwa versteckte Kündigungsbuttons oder irreführende Schaltflächen, die bewusst so gestaltet sind, dass es schwerer wird, eine bewusste Handlung durchzuführen, oder ein Abonnement zu kündigen. Solche Mechanismen verschärfen das Problem der digitalen Ungerechtigkeit, da sie Menschen manipulieren, länger online zu bleiben oder persönliche Informationen preiszugeben, ohne dass es ihnen bewusst ist.
Die fortschreitende Digitalisierung verändert sowohl unser privates als auch unser öffentliches Leben grundlegend und stellt das gesellschaftliche Miteinander vor neue Herausforderungen. Insbesondere Fake-News, KI-generierte Inhalte und Filterblasen beeinflussen zunehmend die öffentliche Meinungsbildung und damit auch unsere Stabilität unserer Demokratie. Um diesen Herausforderungen zu begegnen und den Wohlstand sowie die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, ist es essenziell, digitale Souveränität zu stärken.
Digitale Souveränität bedeutet, dass Menschen die Kontrolle über ihre Daten, ihre digitalen Interaktionen und die von ihnen genutzten Technologien behalten. Dafür sind bestimmte Schlüsselkompetenzen unerlässlich:
1 - Medienkompetenz
Es wird immer wichtiger, dass alle Menschen lernen, kritisch mit Informationen umzugehen, um zwischen verlässlichen Quellen und manipulativen Inhalten unterscheiden zu können. So können sie Fake-News und verzerrte Darstellungen sowie KI-generierte Inhalte erkennen und eine fundierte Meinungsbildung unterstützen.
2 - Datensouveränität
Individuen müssen verstehen, wie ihre Daten verarbeitet und genutzt werden. Hierbei geht es darum, datenschutzfreundliche Entscheidungen zu treffen und die eigene digitale Präsenz bewusst zu steuern, um Kontrolle über persönliche Daten zu behalten.
3 - Technologische Kompetenz
Um mit neuen Technologien wie KI souverän umgehen zu können, ist es entscheidend, die Funktionsweisen dieser Systeme zu verstehen. Nur so kann eine fundierte Nutzung und kritische Reflexion der digitalen Werkzeuge stattfinden.
Sowohl Politik als auch Wirtschaft spielen eine zentrale Rolle in der Förderung dieser Kompetenzen. Bildungsprogramme, öffentliche Aufklärung und klare Regulierungen können dazu beitragen, dass Menschen besser mit den digitalen Herausforderungen umgehen und zugleich die Chancen der digitalen Transformation nutzen. Dies stärkt nicht nur die individuelle digitale Souveränität, sondern auch die Resilienz unserer Demokratie in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Ein weiteres Schlagwort des Gipfels: Digitale Resilienz - die Fähigkeit, auf digitale Bedrohungen und Störungen adäquat und effektiv zu reagieren. Mit dem wachsenden Einfluss von Cyberangriffen und Datenschutzverletzungen steht Deutschland vor der Herausforderung, widerstandsfähige digitale Infrastrukturen aufzubauen, die auch in Krisensituationen funktionieren.
Für Behörden und Unternehmen bedeutet das, dass sie nicht nur auf die Einführung neuer Technologien konzentrieren dürfen, sondern auch darauf, wie sie auf Cyberangriffe reagieren können. Dies umfasst nicht nur technische Maßnahmen, sondern auch die Schulung der Mitarbeitenden, um auf Bedrohungen vorbereitet zu sein. Doch hier stehen viele Institutionen, wie auch Behörden, erst am Anfang. Siehe oben - Neandertal. Die Resilienz ihrer IT-Systeme ist oft nicht gewährleistet, was sowohl die Daten als auch die Arbeitsfähigkeit gefährdet.
»Ich hab da ein ganz mieses Gefühl ...«
Mit der fortschreitenden Urbanisierung wird erwartet, dass bis 2050 etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben werden. In dieser urbanen Zukunft spielen digitale IKT-Systeme (Informations- und Kommunikationstechnologien) eine zentrale Rolle, insbesondere für kritische Infrastrukturen wie Energieversorgung, Verkehr, Wasser und Gesundheitswesen. Diese Systeme sind essenziell, um den Betrieb moderner Städte zu gewährleisten und ihre wachsende Bevölkerung zu versorgen.
Spontan habe ich beim Stichwort der Urbanisierung Bilder von Städten vor Augen wie New York City im Jahr 2214 im Film Das fünfte Element, oder Coruscant auf Naboo in Star Wars 2 ... Schätzungsweise werde ich dies wohl nicht mehr erleben, könnte mir allerdings vorstellen, dass es eines Tages so kommen wird ...
Digitale Resilienz bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Systeme so ausgelegt und geschützt sind, dass sie widerstandsfähig gegenüber Cyberangriffen, technischen Ausfällen und anderen potenziellen Bedrohungen bleiben. Die Fähigkeit, auf Krisen und Störungen schnell zu reagieren und sich anzupassen, wird entscheidend dafür sein, wie gut Städte in der Zukunft funktionieren und ihre Bevölkerung schützen können.
Obi-Wan Kenobi sieht den Droiden am Fenster, springt hindurch und hält sich an dem flüchtenden Attentäter fest. Anakin Skywalker holt unterdessen einen Speeder und nimmt die Verfolgung auf. Obi-Wan wird vom Droiden zu dessen Besitzerin, einer Kopfgeldjägerin geführt. Als diese den Verfolger bemerkt, schießt sie auf Obi-Wan, sodass dieser in die Tiefen Coruscants stürzt und von Anakin in dem Speeder aufgefangen wird. Danach verfolgen sie Wesell, die mit ihrem Schiff in die unteren Ebenen Coruscants flüchtet.
Hach ja - ob die Städteplanenden an solche Szenarien gedacht haben? ... Oder ich habe einfach zu oft Star Wars geschaut. Wer weiß ...
Mit der zunehmenden Digitalisierung entsteht auch die Vorstellung von Cyberbürgerinnen und Cyberbürgern, die in der digitalen Welt genauso souverän und handlungsfähig sein sollen wie in der physischen. Um eine souveräne Cybernation zu schaffen, müssen alle Menschen über die notwendigen digitalen Kompetenzen verfügen, um sich sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für die gesellschaftliche Teilhabe, denn nur wer sich in digitalen Umgebungen gut orientieren kann, hat Zugang zu beruflichen Chancen und ist in der Lage, Desinformationen zu erkennen und zu vermeiden.
Nun ist so oft der Begriff Resilienz gefallen. Doch was bedeutet das genau? Übersetzt wird er häufig als Widerstandsfähigkeit. Bezogen auf Menschen beschreibt Resilienz die Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen.
Die Frage, wie wir digitale Kompetenzen und die Resilienz gegenüber digitalen Bedrohungen stärken, ist zentral für die Zukunft. Je nach Lebenslage benötigen Menschen unterschiedliche digitale Fähigkeiten. Hier einige Tipps:
1 - Bildungsprogramme und Schulungen
Sowohl in Schulen als auch in der Erwachsenenbildung sollten digitale Bildungsangebote weiter ausgebaut werden. Spezielle Kurse zu Themen wie Cybersicherheit, Datenschutz und kritischer Umgang mit Informationen helfen dabei, das Verständnis und die Handlungsfähigkeit in der digitalen Welt zu stärken.
2 - Lebenslanges Lernen fördern
Die digitale Welt entwickelt sich schnell weiter. Deshalb ist es wichtig, sich kontinuierlich fortzubilden. Online-Lernplattformen und -Kurse bieten flexible Möglichkeiten, neue digitale Kompetenzen zu erwerben. Egal ob im Berufsleben oder im Alltag.
3 - Spezifische Programme für verschiedene Lebensphasen
Ältere Menschen, Berufseinsteigende und Eltern haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse, wenn es um digitale Kompetenzen geht. Deshalb sollten maßgeschneiderte Programme angeboten werden, die den spezifischen Anforderungen und Lebensphasen gerecht werden.
4 - Aufklärung über Desinformation und Fake-News
Medienkompetenz ist entscheidend, um Desinformation in sozialen Medien oder durch KI-generierte Inhalte zu erkennen. Bildungsinitiativen sollten verstärkt darauf abzielen, das Bewusstsein für die Mechanismen hinter Filterblasen und Fake-News zu schärfen.
5 - Resilienz im Umgang mit digitalen Technologien
Um digitale Resilienz zu fördern, sollten alle lernen, wie sie mit Cyberbedrohungen wie Phishing, Malware oder Datenschutzverletzungen umgehen können. Schulungen in Cybersicherheit und der bewusste Einsatz von Sicherheitsmaßnahmen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung gehören dazu.
Diese Kompetenzen sind nicht nur wichtig, um sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen, sondern auch, um als Cyberbürgerin oder Cyberbürger aktiv an der digitalen Gesellschaft teilzunehmen. Politik und Wirtschaft können diese Entwicklung durch gezielte Initiativen, Investitionen und Aufklärungsarbeit unterstützen.
Während die Digitalisierung die Effizienz verbessern und Arbeitsprozesse vereinfachen soll, sieht die Realität für viele Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes leider anders aus. Der Druck, mehr Aufgaben in kürzerer Zeit zu erledigen, wächst - besonders in überlasteten Bereichen wie der öffentlichen Verwaltung. Der Personalmangel, die technischen Hürden und die zunehmende Abhängigkeit von digitalen Systemen führen zu einer steigenden Belastung. Viele Mitarbeitende sehen sich mit Überforderung und Frustration konfrontiert, da die technischen Voraussetzungen fehlen, um die Arbeit effizient zu bewältigen.
Captain Kirk: »Wie kommen wir nur hier weg? Haben Sie eine Idee, Mister Spock?«
Spock: »Ideen habe ich schon. Aber mit der Durchführung hapert es im Moment.«
Für Bürgerinnen und Bürger hingegen bedeutet die zunehmende Digitalisierung, dass viele persönliche Kontakte durch digitale Interaktionen ersetzt werden. Während dies Zeit sparen kann, geht dadurch auch ein wichtiges Element verloren. Besonders ältere Menschen oder solche ohne digitale Kompetenzen können sich ausgeschlossen fühlen. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden: Digitale Lösungen, die effizient sind, aber den menschlichen Aspekt nicht völlig vernachlässigen.
Die digitale Transformation, so wichtig sie ist, muss immer auch im Kontext der digitalen Balance gesehen werden. Mehr Online-Zeit bedeutet nicht automatisch eine Verbesserung der Lebensqualität. Im Gegenteil. Für alle Menschen ist entscheidend, ein gesundes Gleichgewicht zwischen digitalem und analogem Leben zu finden. Dies erfordert klare Strategien, um Überlastung zu vermeiden. Sei es durch die Einführung besserer digitaler Lösungen oder durch die Förderung von Offline-Zeiten.
Die politischen Ambitionen, die auf dem Digitalgipfel 2024 formuliert worden sind, sind ehrgeizig und notwendig, um Deutschland auf das nächste Level der Digitalisierung zu bringen. Doch ohne eine realistische Einschätzung der aktuellen Gegebenheiten und der Herausforderungen, die mit der Umsetzung einhergehen, bleibt vieles Theorie. Wie bei mir gerade der Flug auf der Brücke der Enterprise. Ja, ich weiß, ich switche etwas viel zwischen den einzelnen Sci-Fi-Geschichten ... Scotty hat mich gebeamt. Die digitale Zukunft Deutschlands wird nur dann erfolgreich sein, wenn die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit geschlossen wird ... oder das entsprechende Wurmloch gefunden ... Das erfordert nicht nur technologische Fortschritte, sondern auch einen Fokus auf die Menschen, die diese Transformation tragen und mit ihr leben müssen.
Die digitale Transformation mag herausfordernd sein, doch wie Yoda einst gesagt hat: »Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.«
Wenn Ihr auf der Suche nach einer Co-Pilotin sind, die Euch hilft, durch die digitale Galaxie zu navigieren und mit Euch neue Welten entdeckt, lade ich Euch herzlich zu einem kostenfreien Kennenlerngespräch ein. Gerne bei einem gemütlichen Kaffee im Café am Rande der Welt. Gemeinsam können wir die Dunkle Seite der Digitalisierung besiegen und die Balance wiederherstellen – möge die Macht mit uns sein!
Copyright © Alle Rechte vorbehalten / 2003-2024 - Christien Marie Wach
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Christien Marie Wach